Brief an meine Tochter – Eine Liebeserklärung!
Ein Brief an meine Tochter – eine Liebeserklärung!
Cataleya
Meine geliebte Tochter, heute vor 4 Jahren warst du noch in meinem Bauch. Und ich, das erste Mal schwanger, konnte es kaum erwarten dich persönlich kennenzulernen. Bis es soweit war, war es ein steiniger aber schöner Weg. Am 11.10 wirst du vier. Und ich möchte das zum Anlass nehmen, dir einen Brief zu schreiben.
Dein Papa und ich waren schon 6 Jahre verheiratet bis du zu uns gestoßen bist. Einige Jobwechsel und Umzüge unterdrückten meinen Kinderwunsch einige Zeit. Ich weiß noch immer, wie ich zu deinem Papa sagte: „Ohne unbefristeten Arbeitsvertrag bekomme ich kein Kind!“. Denn mir war von Anfang an klar, dass ich wieder arbeiten möchte.
Auch mir wurde das so vorgelebt. Meine Mama, deine Oma, hat auch immer gearbeitet und mir wurde erst viel später bewusst, dass sie das tat um uns als alleinerziehende durchzubringen. Damals aber sah ich nur diese stolze, starke Frau die sich scheinbar durch nichts unterkriegen lies. Die sehr viel gearbeitet hat um Ihre Ziele zu erreichen und uns (mir und deiner Tante Anita) eine tolle Kindheit zu bieten. Und ich hatte eine tolle Kindheit, nie hat es mir an etwas gemangelt, nie hat es mir an Liebe gemangelt. Das ist tief in mir drin verwurzelt und das will ich auch für dich.
Ich wünsche mir, dass auch du später mal, auf deine Kindheit zurück blickst und denkst: „Das war schön, auch wenn Mama nicht rund um die Uhr da war!“
Wir wollen ein Baby
Als wir uns endlich entschieden haben „schwanger“ zu werden dauerte es noch eine ganz schön lange Weile bis es endlich so weit war. Ich sehnte dich so sehr herbei, dass ich mich total verrückt machte und es klappte einfach nicht. Ich stritt mit deinem Papa und weinte bei meiner Mama. Erst im Nachhinein erkannte ich, ich war mir selbst im Weg gestanden.
Als ich endlich schwanger war konnte ich mein Glück kaum fassen. Und in der (etwa) 8 Woche erzählte ich es bereits einem Großteil der Familie und meiner Freundin Gaby. Ich wäre vermutlich sonst geplatzt. Mit jeder Woche wuchs der Bauch, ich fieberte jeder Untersuchung und jedem Ultraschall entgegen nur um dich zu sehen. Ich las unzählige Bücher und stöberte teils Nächte lang in MAMA-FOREN um mich bestmöglich vorzubereiten. Mit jedem Tag wuchs meine Liebe zu dir und als ich dich das erste mal spürte, wie ein Schmetterling im Bauch (du hattest getreten 😉 ) war ich ganz verrückt vor Glück.
In dieser Zeit kam meine Freundin Gaby oft in meinem Büro vorbei, stupste meinen Bauch an und sprach mit dir. IMMER, wirklich IMMER hast du geantwortet. Du hast dich prächtig entwickelt, in jedem Ultraschall konnte ich dich bewundern. Wie groß du geworden bist, welche Fortschritte in deiner Entwicklung du gemacht hast. Mein Highlight war der 3D Ultraschall. Endlich hatte ich das Gefühl dir ins Gesicht sehen zu können. Wie überwältigend das ist.
Erst sehr spät hast du uns offenbart, ob du ein Mädchen oder ein Junge werden wirst. Aber als du es getan hattest waren wir verrückt vor Glück. Eine kleine Prinzessin würde bei uns einziehen. Tante Anita freute sich auch wie verrückt. Wie du weißt hat sie zwei Jungs… Und endlich würde sie Kleidchen und Röckchen kaufen dürfen.
Schwangerschaft
Die Schwangerschaft war sehr schön, keine Übelkeit und auch sonst keine Beschwerden. Ich erinnere mich aber, dass du mir einmal in den Magen getreten hast, so sehr, dass ich direkt nach Hause musste um mich hinzulegen. Ich erinnere mich auch, dass ich zum Schluss der Schwangerschaft deinem Papa und Onkel Stefan verboten hatte mich zum Lachen zu bringen. Auch dass, eine der NICHT-SO-SCHÖNEN Seiten der Schwangerschaft des Mamaseins….
Die Ärztin errechnete den voraussichtlichen Entbindungstermin auf den 09.10.2012, da hattest du aber noch gar keine Lust. Damals wohnten wir in Loßburg. Am 10.10.2012 waren wir dabei 2 Kürbisse auszuhöhlen und für Halloween zu schnitzen. Ich dachte mir schon, dass ich später keine Zeit dazu haben werde. Nach getaner Arbeit gingen wir noch eine Runde Spazieren um unser Werk zu bewundern. Ich weiß genau, wie ich zu deinem Papa sagte: „Irgendwas ist anders, irgendwas ist komisch. Ich würde mich nicht wundern wenn ich dich heute Nacht wecken müsste“! Verrückt wie die MUTTER es spürt. Meine Hebamme sagte schon, dass wir es merken werden wenn die Geburt losgeht. Ich selbst glaubte es bis zu diesem Tag nicht.
Gegen 23 Uhr gingen wir also ins Bett. Ich konnte nicht schlafen und wälzte mich hin und her…. Hatte ich wehen? Oder war das nur ein nervöses Magengrummeln? Ich dachte ich habe leichte Wehen, daher fing ich an die Zeiten zu notieren. Immer kürzer wurden die Abstände. Ich bügelte also noch etwas für das Krankenhaus (Mama will halt für das beste Blind Date ihres Lebens schön aussehen 🙄 ). Ich duschte noch und zog mich an. Dann weckte ich deinen Papa. Als ich ihm sagte, dass die Wehen alle 5 Minuten kommen wurde auch er leicht nervös. Also machte ich ihm noch einen Kaffee. Bis zum Krankenhaus Freudenstadt hatten wir 7 km, eine relativ kurze Strecke. Schon als wir ausgestiegen sind waren die Wehen um einiges stärker, ich musste immer wieder stehen bleiben da die Wehen bei mir extreme Rückenschmerzen verursachten.
Im Krankenhaus angekommen klingelten wir im Kreißsaal. Die Schwester fragte mich an der Tür was sie für mich tun kann. Ich schaute nur auf meinen dicken Bauch runter und sagte nur: „Na, mein Kind holen“! Was eine blöde Frage dachte ich damals, was macht wohl eine hochschwangere Frau (40 +2), nachts um 2 Uhr vor dem Kreißsaal???????????????????????
„Ne, oder?“
Wir wurden herein gebeten und ich wurde untersucht. Der Muttermund war etwa 4 cm offen, also hieß es warten und spazieren gehen. Die Wehen wurden stärker und stärker und das gehen war kaum möglich. Dein Papa rief gegen 5 Uhr seinen Chef, Onkel Atilla, an. Und als dieser ans Telefon ging, hörte ich kein Hallo sondern ein „Ne, oder?“. 😆
Sie wussten natürlich, dass wir dich erwarten. Es war aber dann doch spontaner als Gedacht. Es war aber gar kein Thema, dass dein Papa bei mir bleiben konnte. Und so gingen wir wieder in den Kreißsaal. Der Muttermund war bei etwa 8cm also durften wir bleiben.
Die Geburt selbst tat weh, sehr weh. Aber es war gleichzeitig einer der schönsten Tage meines Lebens und eins der Erlebnisse, die mich geprägt und für immer verändert haben. Dein Papa fühlte sich sicher etwas hilflos, denn er sah deiner Mama an, wie sehr sie litt und doch konnte er mir nicht helfen. Er war aber da, hielt meine Hand, erinnerte mich daran zu trinken und beruhigte mich obwohl er sicher selbst, innerlich Purzelbäume schlug.
Als du dann endlich, um 11:30 am 11.10.2012 auf die Welt kamst waren wir beide so glücklich. Sofort lagst du auf meinem Bauch und ich konnte deine Wärme spüren. Die Glücksgefühle die mich überkamen waren der Wahnsinn. Alles was um mich geschah war wie verschwommen. Ich sah nur dich, das kleine Mädchen welches meine Tochter war. Du warst 55 cm groß, hattest einen Kopfumfang von 36 cm und warst 3890g schwer. Für mich warst du aber das zarteste Wesen der Welt. Wunderschön und zerbrechlich. Du hast dennoch ausgesehen, wie dein Papa…..
Die Hebamme lies deinen Papa dich anziehen. Sie merkte sofort, er macht das perfekt. Ich wusste in dem Augenblick, dein Papa liebt dich. Dein Papa wird immer für dich da sein und dich beschützen. Er wird alles tun um deine Kindheit und dein Leben so schön wie nur möglich zu gestalten. Vor allem aber wird er seine Prinzessin IMMER und ÜBER ALLES lieben!
Besuch im Kreißsaal
Etwa 2 Stunden nach der Geburt trudelten sie ein, deine ersten Besucher. Noch im Kreißsaal legte ich dich Opa Rolf das erste mal in die Arme. Ich werde nie vergessen, wie er voller Stolz auf dich blickte und ihm die Tränen in die Augen schossen. Oma Gaby war da, Tante Nana war da … und ich glaube Onkel Oli war auch da. Aber da bin ich nicht mehr sicher, die Hormone ließen mich vieles ausblenden. Sorry Oli. 🙁
Ein paar Tage später durften wir nach Hause. Es war sehr schön mit dir zu Hause zu sein, aber ich war zum ersten Mal Mama. Was war ich unsicher! Was hatte ich Angst, dass ich etwas falsch mache! Was war ich müde!
All das fühle ich manchmal heute noch, aber mittlerweile bist du fast 4 und ein großes Mädchen wie du immer sagst. Mittlerweile bis du 106 cm groß, dein Kopf hat einen Umfang von 53 cm und du wiegst 15 kg. Du hast goldenes Haar (wie du selbst immer sagst) und die blau-grauen Augen meiner Mama. Dennoch siehst du aus wie ich!
Du bist klug, wissbegierig und selbstbewusst. Du hast eine starke Persönlichkeit und weiß genau was du willst (und was du nicht willst!). Das ist manchmal sehr anstrengend und doch bin ich stolz darauf. Du schläfst noch nicht durch und dass ich für mich sehr anstrengend, so dass ich manchmal vor lauter Schlafmangel etwas gereizt bin. Aber auch das geht irgendwann vorbei.
Sei frech und wild und wunderbar…. Das passt so gut zu dir.
Stolz und Wahnsinn
Du machst mich stolz, weil du oftmals Gespräche mit mir führst, von denen ich nicht glauben kann, dass sie eine (noch) 3 jährige führen kann. Du machst mich stolz, weil du so ein offenes Wesen hast und auf alle Menschen offen und ohne Ängste zugehst. Du machst mich stolz, weil du leicht Freunde findest, aber deine Freunde nicht einfach vergisst, nur weil sie die Kindergartengruppe wechseln.
Du machst mich aber auch Wahnsinnig, mit deinem sturen Dickschädel, mit deiner zickigen Art, mit deinem Drang alles zu kontrollieren, über alles und jeden zu bestimmen und allen zu sagen was sie zu tun haben!
Wünsche
Du weckst in mir den Wunsch dich zu einem guten Menschen und einer selbstbewussten Frau zu erziehen, die zu Ihrer Meinung steht und diese auch verteidigt. Ich möchte dir die richtigen Werte mitgeben und dir auch gewisse Benimmregeln beibringen. Ich möchte, dass du Respekt vor der Welt hast und sorgsam mit ihr umgehst. Ich möchte, dass du Respekt vor Älteren hast und irgendwann mal im Bus aufstehst um Platz für jemanden zu machen der älter, krank oder schwanger ist, ohne dass es dich kümmert ob deine Freunde das vielleicht uncool finden.
Ich möchte alles tun, damit du eine schöne Kindheit hast. Ich möchte, dass du das Gefühl hast es fehlt dir an nichts, obwohl du nicht alles bekommst. Ich möchte, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn du Fragen oder Sorgen hast oder dich einfach anvertrauen möchtest.
Ich werde immer ein Ohr für dich haben, ich werde versuchen mir Zeit zu nehmen um dir zuzuhören. Ich werde für dich da sein und dich unterstützen in allem was dir in deinem Leben begegnet. Ich werde dich beschützen so gut ich es kann. Ich werde nicht immer deine beste Freundin sein, denn ich bin deine Mama und muss dich erziehen.
Ich werde mein Bestes geben um dir Freiheiten zu lassen und dich nicht immer zu bremsen, nur weil ich Angst um dich habe. Ich werde mich bei dir entschuldigen wenn ich Fehler mache.
Du bist meine Tochter, meine Prinzessin, mein Schatz und manchmal auch meine Hexe oder mein Teufelchen. Aber eins wird sich nie ändern, ich werde dich IMMER und ÜBER ALLES Lieben! Meine Tochter, meine beste Tochter auf der Welt!
Meine Cataleya!
In Liebe, Mama!
Sehr gerne… Bis morgen Anna!
Vielen Dank. Ich war anfangs etwas unsicher ob wir ihr tatsächlich solch einen ungewöhnlichen Namen geben sollen. ?
Cataleya ist so ein wunderschöner Name. Und solche persönlichen Briefe finde ich ganz toll.
LG Annika
Super süßer Beitrag! Und danke für´s Teilen auf unserer Facebook-Seite.
Liebe Grüße
Anna von http://BUREAUStyle.com
Ganz Tolle Liebeserklärung!
Ach wie süß! Ich habe eine Amerikanische Lieblingsbloggerin, die regelmäßig Briefe an ihre Töchter veröffentlicht und dabei immer über die Momentane Zeit schreibt. (http://fatmumslim.com.au/category/letters-to-my-kids/) Ich finde sowas ganz klasse. Allein, weil deine Kleine später die Möglichkeit hat, nachzulesen und nachzuvollziehen wie sehr du sie schon immer geliebt hast.
Liebe Grüße,
Franzi